Ein etwas kritischer jedoch wirklichkeitsnaher Beitrag von Deborah Roscini über den Beruf Make up Artist
Um diese Frage zu beantworten, sollte man vielleicht zuerst kurz diesen „Berufszweig“ genauer definieren. Es gibt tatsächlich so viele unterschiedliche Auffassungen, Arbeitsbereiche und Vorstellungen, die eine Orientierung nicht leicht machen. Dementsprechend variieren auch sehr stark Erwartungen, Wünsche, Träume und Interessen derjenigen, die sich für Ausbildungsmöglichkeiten interessieren. Es wundert einem daher auch nicht, daß die Zahl an Lehrgängen und Schulen, die den Markt „überschwemmen“, extrem groß ist - denn eine gesetzliche Berufsbezeichnung bzw. Regelung der Ausbildung existiert bislang nicht: Jeder der es möchte, kann sich (leider) Visagist/in nennen und sogar "ausbilden"!
Egal wo man zum Einsatz kommt, es spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle: Talent, Fleiß, Können und natürlich .... ein wenig Glück.
Der Beruf erfordert Vielseitigkeit, Perfektion, Ausdauer, Mut, Liebe zu Details und handwerkliches Können. Jede Kunst basiert auf Handwerk,
und dies sieht eine solide und praxisorientierte Ausbildung vor. Eine Basisausbildung zum Kosmetiker/in oder/und als Friseur/in ist nicht zwingend
erforderlich aber in jedem Fall von Vorteil, denn ein/e Visagist/in sollte Haut und Haare beurteilen können. Auf dieser Basis aufbauend folgt der Besuch
einer Visagistenschule. Die Ausbildungsdauer variiert von Kurz- über Fern- bis zur Vollzeitausbildung.
Wichtig ist, dass das gesamte Wissen dieses umfangreichen Arbeitsgebietes angeeignet wird: vom Tages-Make-up und den Grundlagen des Schminkens
(Gesichtsformen, Akzente sezten usw.) bis zur Camouflage, Bühnen- und Laufsteg- sowie Foto-Make up. Zum Beispiel muss die Wirkung von Kunstlicht
auf Farben bekannt sein, und diese Kenntnisse müssen gekonnt umgesetzt werden können. Ein Grundverständnis für die Kamera- und Computer-Digitaltechnik
wird heute selbstverständlich vorausgesetzt: Sehr hilfreich sind daher technische Verständnisse
der modernen Fotografie oder der Bildbearbeitung.
Auch die Farbenlehre Goethes, die Ausführungen von Max Lüscher und Prof. Itten sollten neben Form- und Typenlehre sowie Kenntnisse
in Persönlichkeitsanalyse Inhalte einer soliden Grundausbildung sein.
Fantasy-Make-up, Facepainting und Bodypainting vervollständigen diese „Grundausstattung“.
Eines muss aber betont werden: ganz gleich wie die Ausbildung war, mit oder ohne wohlklingendem Zertifikat, dies ist erst der Anfang. Der Arbeitsmarkt sucht Schminkprofis mit Erfahrung und nicht Diplomvisagisten! Fotoproduktionen bei Magazinen sind z.B. sehr kostenaufwendig. Die Arbeit muss sitzen, jeder Farbeffekt muss beherrscht werden, die Lichtverhältnisse am Ort, aber auch die Art von Druck und Layout müssen berücksichtigt werden. Und da Zeit Geld ist, muss auch flott und sicher gearbeitet werden.
Wie füllt man die Lücke zwischen Ausbildung und dem Zeitpunkt, zu dem man den nötigen, guten Ruf hat?
Wann wird man endlich von potentiellen Auftraggebern ernst genommen?
Die beste Lösung ist – nach der Ausbildung – eine Stelle in einem etablierten Make-up-Studio als Pratikant(in)
anzunehmen. Dafür gibt es zwar nicht viel Geld, aber eine ganze Menge Erfahrung, know-how und Kontakte.
Das erarbeitete Wissen wird praktisch angewandt und umgesetzt.
Eine andere Alternative wäre, in einem großen Kosmetikstudio oder Friseursalon zu arbeiten, und damit langsam Sicherheit und Erfahrung
zu sammeln. Kontakte mit Fotostudios sind ebenfalls eine hilfreiche Möglichkeit. Mit Mut und Eigeninitiative können so langsam Beziehungen
aufgebaut werden. Hier kann man auch überprüfen, inwieweit zwei wichtige Eigenschaften vorhanden sind, die in diesem Beruf unerlässlich sind:
Selbstkritik (damit meine ich auch die Fähigkeit, sich selbst richtig einzuschätzen!) und Einfühlungsvermögen (komme ich mit den Kunden und
fremden Menschen klar? Kann ich sie richtig einschätzen und ihre Wünsche verstehen und erfüllen?
Oder bin ich zu oberflächlich oder sogar derart selbstverliebt, dass ich glaube, jeder Mensch darf nur mich und meine Künste bestaunen und
bewundern?). In diesem Beruf muss ich Menschen lieben und schätzen und dies auch vermitteln können.
Wenn es dann soweit ist, kann mit Agenturen zusammengearbeitet werden. Diese verlangen aber bereits eine gewisse Basis: Sie sollten etwas haben, was Ihr Können belegt: eine Fotomappe, in der Sie Ihre Leistungen dokumentieren, vielleicht Zeitungsberichte und Qualifikationen sowie Referenzen die Sie langsam (wie oben erwähnt) im Laufe der Zeit erwerben und sammeln konnten.
Kein Meister ist vom Himmel gefallen: wenn alle bis hier aufgeführten Faktoren bei Ihnen zusammen kommen,
haben Sie reelle Chancen in einem Beruf weiterzukommen, der für viele der Traumberuf schlechthin ist!
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